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Biologische Vielfalt

„Wie ein Netz des Lebens spannt sich die biologische Vielfalt um unseren Erdball. Doch dieses Netz ist sehr zerbrechlich, fällt eine Art aus, hat das Konsequenzen für uns alle.“

Vorbemerkung

Kamillenblüten und Kinder

Kamillenblüten, © Foto: volwi

Tiere, Pflanzen, Pilze und Mikroorganismen liefern sauberes Wasser, fruchtbare Böden, Sauerstoff zum Atmen und unzählige Produkte für unsere Ernährung und Gesundheit – Ihre einzigartige Vielfalt ist die Lebensgrundlage für uns Menschen.

Die Vielfalt der Natur macht unseren Planeten zu diesem einmaligen Lebensraum. Nur wenn die Ökosysteme intakt sind, sind die Gewinnung hochwertigen Trinkwassers, der Anbau gesunder Nahrungsmittel und die wohltuende Qualität unserer Atemluft gewährleistet.

Deshalb stellt der andauernde und unbeachtete Verlust von Arten und Ökosystemen durch Umweltzerstörung, Übernutzung und mangelnde Wertschätzung eine echte Bedrohung für das Leben auf der Erde dar – verloren gegangene Vielfalt kann nicht wieder hergestellt werden.

Die biologische Vielfalt – oder Biodiversität – beschreibt die Vielfalt des Lebens und seiner Zusammenhänge. Dazu gehören alle Tiere, Pflanzen, Pilze, Mikroorganismen, Ökosysteme und Landschaften und die Menschen. Eine hohe biologische Vielfalt ist der Indikator für vielfältige und intakte Ökosysteme und damit für eine stabile und gesunde Umwelt. Die biologische Vielfalt umfasst: die Vielfalt der Arten, die Vielfalt der Gene und die Vielfalt der Lebensräume.

Die Vielfalt der Arten (Artenvielfalt)

Kohlweißling auf Brennesselblatt

Kohlweißling auf Brennnessel, © volwi

Bis heute wurden auf der Erde rund 1,7 Mio. unterschiedliche Pflanzen – und Tierarten beschrieben. Das ist jedoch nur ein Bruchteil der gesamten Arten auf der Erde: wahrscheinlich liegt die Gesamtzahl der weltweit verbreiteten Arten bei 13 bis 14 Millionen.

Die Vielfalt der Gene (genetische Vielfalt)

Jedes Lebewesen unterscheidet sich durch noch so kleine Unterschiede vom anderen seiner Art. Diese Unterschiede bestimmen die Gene – die Erbsubstanz, die jeden Einzelnen einer Art anders aussehen lassen und kleine Abstufungen in den individuellen Fähigkeiten zur Folge haben. Wenn es also möglichst viele verschiedene Gene innerhalb einer Art gibt, hat diese gute Chancen zu überleben, auch wenn sich ihr Lebensraum verändert. Wenn sich die Umwelt verändert, z.B. das Klima wärmer wird oder ein Jahr extrem trocken ist, überleben nur diejenigen genetischen Varianten, die mit den belastenden Lebensbedingungen zurechtkommen. Die genetische Vielfalt bildet deshalb die „Garantie“ für den Fortbestand der Art.

Die Vielfalt der Lebensräume (Ökosystemvielfalt)

Tiere und Pflanzen wachsen in ganz unterschiedlichen Lebensräumen und Gebieten: etwa im Meer, in der Wüste, in der Erde, auf der Wiese oder auch in der Luft. Manche Tiere leben nur in einem Lebensraum, manche wandern durch verschiedene Gebiete. Manche Pflanzen wachsen nur unter bestimmten Lebensbedingungen. Insgesamt hängen alle Lebensräume zusammen und sind von einander abhängig. Deshalb ist es so wichtig, dass auch hier Vielfalt herrscht. Jeder Lebensraum wird geformt und geprägt von den ökologischen Wechselwirkungen der darin lebenden Tiere, Pflanzen und Mikroorganismen und ihrer Umwelt.

Die Bedrohung der biologischen Vielfalt

Natternkopf Blüte

Natternkopfblüte, © volwi

Der Rückgang der Lebensräume und die weltweiten Klimaveränderungen sind Hauptursachen für das weltweite Artensterben.

Viele Lebensräume gehen durch deren starke Beanspruchung  für z. B. den Bau von Siedlungen und Verkehrswegen, Abholzung oder Brandrodung, Tagebau, oder industrielle Landwirtschaft verloren. Durch Überdüngung, Pestizideinsatz, Schadstoffeintrag oder Gewässerverschmutzung werden weltweit immer mehr Lebensräume von Tieren und Pflanzen verkleinert. Monokulturen wie Soja oder Nutzholzplantagen bedecken viele wertvolle Landschaften großflächig und lassen kaum Platz für Artenvielfalt. Die Zerschneidung von Lebensräumen durch Verkehrswege oder Siedlungen erschwert manchen Tiergruppen Wanderungen und Gebietswechsel.

Nicht nur beim Schmelzen der Polkappen oder Gletscher lassen sich die Auswirkungen des Klimawandels beobachten: Auch direkt vor unserer Haustür sind die Veränderungen inzwischen deutlich. Die Apfelblüte findet durchschnittlich knapp zwei Wochen früher als noch vor 50 Jahren statt und der Kuckuck muss sich in kühlere Höhenlagen zurückziehen, da seine Wirtsvögel im Tiefland bei seiner Rückreise aus dem südlichen Überwinterungsquartier bereits die Eier ausgebrütet haben. Für Wildpflanzen und -tiere bedeutet die Erwärmung häufig, dass sich Verbreitungsgebiete nach Norden und in höhere Lagen verlagern. Da unterschiedliche Arten nicht in derselben Weise und Geschwindigkeit auf klimatische Veränderungen reagieren, können sich Artengemeinschaften verändern oder vollständig verschwinden. Ökosysteme und ökologische Zusammenhänge und Beziehungen werden so stark beeinträchtigt.

Die Übernutzung von Arten stellt ebenso eine erhebliche Bedrohung der wildlebenden Tiere und Pflanzen dar. Der Handel mit besonders beliebten seltenen Tieren, Pflanzen oder Produkten aus ihnen (Elfenbein, Krokodiltaschen) hat immer wieder dazu geführt, dass bestimmte Arten durch übermäßige Jagd stark gefährdet sind. Die Weltmeere werden überfischt, Heilpflanzen und Tropenhölzer übernutzt. Überweidung laugt die Böden nachhaltig aus und führt zu Bodenerosion.

Der Erhalt der biologischen Vielfalt

Die Erhaltung der Biodiversität muss das gemeinsame Anliegen aller Menschen werden. Auf der >>bunten<< Vielfalt an Genen, Arten und Ökosystemen basiert unsere Zukunft. Um den Verlust biologischer Vielfalt zu stoppen, bedarf es enormer Anstrengungen. Weltweit denken und vor Ort handeln ist notwendig!

Biodiversität muss in allen Belangen der Politik, Wirtschaft und den individuellen Lebensbereichen der einzelnen Menschen berücksichtigt werden. Die Strategien reichen von der Formulierung internationaler Handelsbestimmungen über direkte Regelungen hinsichtlich konkreter Naturschutzmaßnahmen bis hin zum nachhaltigen und umweltbewussten Handeln jedes Einzelnen im Alltag.

Nachhaltige Entwicklungsstrategien müssen wirtschaftliche, soziale und Umweltaspekte berücksichtigen, da sich Armut und Zerstörung der Ökosysteme oft gegenseitig beeinflussen.